Initialzündung statt Kurzschluss

Wer sagt denn, dass Wasser und Strom nicht miteinander können? Bei ihrem ersten Gewerkübergreifenden Treffen haben die Innungen der Sanitär-, Heizung- und Klima-Branche sowie des Elektro-Handwerks bewiesen, dass dabei kein Superknall entsteht. Sondern eher ein Urknall…
Die Herausforderungen sind enorm, die Aufgabenstellungen komplex. Die Rede ist vom neuen Klimaschutzgesetz für Baden-Württemberg. Und als ob das nicht schon genug wäre: auch die Förderung des Bundes für effiziente Gebäude hat eine Novellierung erfahren. Auf die Elektro- und die SHK-Innungen kommen wortwörtlich höchst spannende Zeiten zu. „Dem wollen wir gemeinsam begegnen“, finden Frank Zöller, Obermeister der SHK Innung Karlsruhe – Bruchsal und Karsten Lamprecht, Vorstandsmitglied der Elektro-Innung Karlsruhe, und luden ihre Mitglieder Anfang März zu einer Veranstaltung ein, die durchaus das Prädikat ‚historisch‘ verdient. „Together we develop professional services“ stellte Frank Zöller in seiner Begrüßungsrede in den Räumen der SHK-Fördergesellschaft fest. „Oder – auf den Punkt gebracht: Zusammen können wir einfach mehr!“
Netzwerk mit Effizienz
Es gehe darum die Konsequenzen, die Gesetze und Verordnungen in puncto Klimaschutz mit sich bringen, gemeinsam zu bewältigen. Und Karsten Lamprecht betonte: „Wir haben die einmalige Chance ein neues regionales Netzwerk zu bilden und Synergien zu schaffen. Und ich halte es für sehr wichtig, dass wir uns auch über diesen Tag hinweg gemeinsam den Herausforderungen stellen.“ Schlussendlich gehe es auch darum sich im Bereich der effizienten Gebäudetechnik zusammen breit aufzustellen und nicht – wie Frank Zöller und Karsten Lamprecht unisono erklärten – „anderen das Feld zu überlassen“.

Das Land Baden-Württemberg hat ausgesprochen ambitionierte Klimaziele, die noch ein Stück weiter gehen als es der Bund beabsichtigt. Wie ist der status quo und wie sehen mögliche Entwicklungen aus? Dazu hatten Dietmar Zahn, Fachreferent des Fachverbands Sanitär- Heizung-Klima, und sein Kollege Steffen Häusler, technischer Berater beim Fachverband Elektro-und Informationstechnik, ein rund einstündiges Referat vorbereitet.
Die Klimaziele auf den Punkt gebracht
Um die über 50 Gäste in den Räumen der Fördergesellschaft „nochmal abzuholen“, wie Dietmar Zahn meinte, stellte er die wichtigsten Ziele kurz vor: „Die Treibhausgasemission soll bis 2030 um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 verringert werden. Laut Umweltbundesamt lagen die gesamten Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2021 bei 762 Millionen Tonnen. „Noch liegen keine endgültigen Zahlen vor, aber 2022 wird das nicht viel anders sein“, erläutert der Referent des SHK-Fachverbandes. Fazit: „Wir müssen in sieben Jahren rund 42 Prozent mehr Treibhausgase über alle Sektoren hinweg einsparen.“ Bis 2040 soll in Baden-Württemberg eine „Netto-Treibhausgasneutralität“ erreicht werden, auf Bundesebene soll das bis 2045 der Fall sein. „Diese Neutralität bedeutet: ein Gleichgewicht zwischen der Emission und dem Abbau von Treibhausgasen herzustellen. Es darf keine fossile Energie mehr verfeuert werden. Aber in der Landwirtschaft haben wir noch CO2- Emissionen durch Viehhaltung, Düngung der Felder und so weiter, die nicht so leicht zu verhindern sind.“ Das seien etwa acht bis zehn Prozent. Die müssten durch andere Maßnahmen kompensiert werden: Der Abbau von Treibhausgasen soll über sogenannte „Senken“, also Kohlenstoffspeicher wie Moore, Wälder und Grünland erfolgen. Moore würden verstärkt bewässert und Wälder wieder aufgeforstet. Laut Zahn wird es die Holzheizung - Zitat: „verdammt schwer haben.“ Holz darf nur noch für Baumaßnahmen eingesetzt werden. Fakt ist: „Im Bereich Klimaschutz bewegen wir uns auf europäischer Ebene, hier ist vieles festgelegt und in deutsches Recht umgesetzt; einen Spielraum gibt es nicht“, betonte Dietmar Zahn und setzte hinzu: „Wenn Deutschland seine Klimaziele bis 2030 nicht einhalten wird, kostet das einen mehrstelligen Milliardenbetrag.“ Von der Einhaltung der vertraglich festgelegten Ziele sei man noch ein ganzes Stück entfernt.
Musterländle unter Druck
Der Druck, den die Politik habe, so Dietmar Zahn werde an die Handwerke weitergegeben. „Es muss auf Teufel komm‘ raus weiter Energie eingespart und vor allen Dingen erneuerbare Energie eingesetzt werden.“
Das Land Baden-Württemberg geht also mit guten Beispiel voran: „Die Landeseigenen Liegenschaften werden weiter ausgerüstet“, erklärt Steffen Häusler. „Auch bei den Parkflächen wird die Ladeinfrastruktur weiter ausgebaut. Der Strom wird über PV-Anlagen selbst erzeugt.“ Losgehen sollen die Maßnahmen im Jahr 2027, so der Fachreferent des Fachverbands Elektro- und Informationstechnik. Dieser Aufgabenkatalog hat es in sich…
Dass die Bürger und damit auch die Handwerksbetriebe noch so einiges zu stemmen haben, machte Dietmar Zahn beim Thema Dächer klar. Seit Anfang des Jahres gilt bei einer grundlegenden Dachsanierung eine Solarthermie- bzw. PV-Pflicht, es gibt aber auch Ausnahmen von dieser Verpflichtung: „Diese Entscheidung sollten aber nicht Sie als Handwerksbetrieb treffen“, appellierte Dietmar Zahn an die Zuhörerschaft. „Das ist eine Aufgabe des Auftraggebers bzw. des Kunden – der muss durchrechnen und sagen, ob es passt oder nicht. Als Betrieb haben Sie nur die Aufgabe den Kunden bei einer kompletten Dachsanierung darauf hinzuweisen, dass es eine entsprechende Pflicht gibt.“
Die Must-Knows
Auch wenn der Auftraggeber seine Hausaufgaben machen muss, die Wissensvermehrung ist für die Handwerksbetriebe unabdingbar. Und da gibt es viel zu tun, egal ob beim Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWärmeG), dem Anschluss- und Benutzungszwang an ein Wärmenetz oder beim Denkmalschutz.
Im Grunde genommen müssten sich die Handwerksbetriebe der SHK- und der E-Innung die viele Neuerungen und Vorschriften, die das Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) und die daraus resultierenden Anforderungen gut sichtbar aufhängen, darin waren sich alle einig. Denn die Masse an Informationen ist enorm…
Weshalb die Geschäftsführerin der SHK- Innung Karlsruhe – Bruchsal, Claudia Zimmerling, sowie Steffen Häusler und Dietmar Zahn kurzerhand beschlossen, die umfangreiche Präsentation allen Interessierten zur Verfügung zu stellen. (Anm. d. Redaktion: Sie können den Vortrag ganz einfach unter info@ /Betreff: Vortrag 070323 kostenlos anfordern.) shk-karlsruhe-bruchsal.com
Denn mit dem Einbau bzw. Umbau einer neuen Heizungsanlage allein ist es nicht getan, auch die Fördermaßnahmen sind ein entscheidender Part, der die ausführenden Betriebe betreffen wird, wie die Referenten verdeutlichten.
Ein weiteres wichtiges Thema: die Technischen Mindestanforderungen (TMA) für die Heizquellen. Aufgabenstellungen wie Energiemanagementsystem, Efficiency Smart Home und MSR-Technik betreffen die SHK- und Elektro-Gewerke gleichermaßen.
Kurzschließen und Netzwerken
„Denken Sie immer auch an die anderen“, appellierte Dietmar Zahn an die Vertreter der beiden Branchen. „Wenn zum Beispiel eine Wärmepumpe verbaut wird, kann es durchaus sein, dass ein neuer Zählerkasten eingebaut wird“, ermutigte er die Zuhörer zum Gewerkübergreifenden Austausch. Er hält es auch für eine gute Idee Checklisten zu erstellen, damit der jeweils andere Betrieb immer auf dem Laufenden bezüglich der Arbeiten sei. „Wir vom Fachverband planen schon Einiges in dieser Richtung,“ erzählt Diemar Zahn beim anschließenden Gespräch. Zu besprechen gab es tatsächlich reichlich. 88 Power-Point- Folien, über eine Stunde randvoll gepackt mit Informationen – das lässt sich am besten bei einem guten Vesper verdauen. Und so wurde bis spät in den Abend genetzwerkt, was SHK-Obermeister Frank Zöller zu einem passenden Statement verleitete: „Strom und Wasser passen eben doch sehr gut zusammen!“ Und die nächsten Gewerkübergreifenden Abende bei der SHK-Fördergesellschaft sind schon beschlossene Sache. Ganz im Sinne von ‚Together we develop professional services‘.
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