Da kommst Du nie drauf…

Ein Heizsystem, das ohne fossile Energien arbeiten kann? Ungefähr so groß wie ein Warmwasserspeicher und damit vergleichsweise handlich? Hat das Zeug eine Wärmepumpe zu ersetzen? Klingt nach der berühmten Eierlegenden Wollmilchsau. Das kleine Innovationswunder wurde jetzt bei der Fördergesellschaft mittlerer Oberrhein mbH einem Fachpublikum der SHK-Innung vorgestellt

Dass Badener durchaus ein Händchen für Innovationen haben: geschenkt! Ob Automobil, Alleskleber oder Dübel – diese Erfindungen entsprangen badischen Hirnen und sie haben die Gesellschaft nachhaltig beeinflusst. Wer weiß - vielleicht wird sich im Geschichtsbuch badischer Erfindungen eines Tages auch „die kleine neko“ wiederfinden. So jedenfalls nennt Mirja Landes, Geschäftsführerin der Ekomo International GmbH aus Bruchsal, das neuartige Heizsystem. Erfunden hat es ihr Vater Klaus, ein echter Magnet-Papst und höchst umtriebiger Tüftler. Mirja hingegen bringt die Sache zur Marktreife. Und an den Mann bzw. die Frau. Beim Vortragsabend der Fördergesellschaft mittlerer Oberrhein mbH fand die junge Unternehmerin ein interessiertes und innovationsfreudiges Publikum vor. Schließlich geht es darum, dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen. Das Neko-System könnte ein Teil davon werden…

Wie geht denn das?

Die neko (Abkürzung für: new economy) arbeitet mit einem Magnet-Wärmesystem. „Das funktioniert ähnlich wie bei einem Induktionsherd“, führt Mirja Landes in das Thema ein. Durch Strom entsteht ein Magnetfeld: Ferritmagnete in einem EU-patentierten ‚Body‘, dem Herz des Wärmesystems, werden über einen Elektromotor betrieben. Durch die Rotation entsteht Hitze, die auf ein Liquidum im Body übertragen und anschließend an einen Wasserspeicher abgegeben wird.

Laut Mirja Landes ist das Gerät bestens geeignet, um die Energiewende zuhause schon mal voranzutreiben.  „Wir müssen in der Umsetzung der Klimaziele schneller werden“, lautet ihr Appell. Die neko könnte dabei helfen. Wirklich ‚fossil-frei‘ arbeitet sie aber nur dann, wenn die Primär-Energie aus einer PV-Anlage kommt oder von einem Anbieter stammt, dessen Strom zu 100 Prozent ‚grün‘ ist. Ein großer Vorteil der neko: „Sie lässt sich sozusagen minimalinvasiv und sehr effizient in ein bestehendes Gebäude integrieren“, erklärt die Geschäftsführerin. „Zudem hat sie ein KI-Gehirn, das heißt sie kann auf das Nutzerverhalten reagieren und spart dank einer intelligenten Steuerung Energie“.  Weitere Pluspunkte: Es ist immer eine gewisse Grundwärme im Haus vorhanden,  sie kann durch das sogenannte Magneta-Konzept auch eine Stromlastentgegennahme reagieren und arbeitet mit denselben Vorlauftemperaturen wie eine Gastherme.  

„Alle haben gesagt, das geht nicht“, erinnert sich Mirja Landes an die Anfänge der neko, als ihr Vater Klaus tageweise im Keller verschwand und monatelang tüftelte. 2016 war dann der Prototyp fertig, Mirja gründete im selben Jahr die Ekomo International GmbH und 2017 wurde die Induktionsheizung auf der ISH vorgestellt. Und dann ging es eben doch…

Mit den Stadtwerken Bruchsal wurde die neko erfolgreich in einem Pilotprojekt getestet und stieß dann auch bei einem Endkunden auf große Zustimmung. „Er brennt wortwörtlich für die neko“, lacht sie. Weitere Pionierkunden sollen folgen, Borgespräche und Planungen sind bereits in vollem Gange. „Wir testen dann in Reallaboren und können die Effizienz griffig machen und standardisieren. Wir bleiben dran, da wir gemerkt haben, dass vieles noch nicht gesehen wurde und erst im Langzeitbetrieb deutlich wird.“ Bei einer ersten Testreihe seien die Messungen durchaus vielversprechend, so die Ekomo-Geschäftsführerin.

Mirja Landes denkt weiter. Und größer: „Ich will nicht, dass die neko in vier oder fünf Haushalten steht und das war’s dann“, sagt sie. „Dieses System hat großes Potenzial. Es ist einfach smart, weil einfach einzubauen und einfach in der Handhabung“. Durch ihre geringe Größe – rund 50 Zentimeter im Durchmesser bei knapp einem Meter Höhe – passt sie gewissermaßen in die kleinste Hütte. „Langfristig kann sie Öl und Gas ersetzen und kommt auch dann zum Zug, wenn ein Wärmepumpeneinbau nicht möglich ist, z. B: weil es die Örtlichkeiten oder Räumlichkeiten nicht zulassen“, erklärt die Unternehmerin. Doch damit sollen es nicht getan sein – Mirja Landes schweben Quartierslösungen vor: Areale, die komplett autark mit Warmwasser versorgt werden. Doch das ist Zukunftsmusik, ebenso wie der Bau noch größerer neko-Systeme, die beispielsweise in Mehrfamilienhäusern eingebaut werden könnten.  Sie hat noch viel vor…

Mirja Landes‘ Pläne und die ihres Teams sind ambitioniert. Sie alle sind mit Feuereifer bei der Sache. „Uns geht es darum neue Lösungen zu entwickeln und in der Gesellschaft zu integrieren“, erzählt sie. Bei Ekomo arbeiten deshalb Forschung, Wissenschaft und Handwerk Hand in Hand. Synergie heißt das Zauberwort.

Commitment schaffen

„Jetzt ist die Zeit zu handeln“, findet Mirja Landes. Damit meint sie nicht nur die viel beschworene Energiewende. Als ‚Tomorrow-Coach‘ denkt und handelt sie zukunftsorientiert und hilft Menschen das Morgen neu zu gestalten. Sie ist überzeugt, dass - Zitat: „der Erfolg der neko auch das Business nachhaltig verändern wird“. Zwischen Energieversorgern und Dienstleistern aus dem SHK-Bereich könnten langfristig Kundenbindungen entstehen. „Es geht darum Commitment zu schaffen“, erklärt die Unternehmerin. Dieses Commitment (aus dem Englischen: Bindung bzw. Verpflichtung) ist ein Gesamtpaket, das Kunden, Unternehmen und Dienstleister miteinander verbinden könne. Erste Interessenten hat sie schon ins Boot geholt: Architekten, Schornsteinfeger als Energieberater und neue Nutzer. Langfristig sei geplant Genossenschaften für eigenständige Energiegewinnung und -nutzung zu etablieren. „Mir ist es wichtig, in einer sich schnell verändernden Welt Chancen für das Business zu schaffen“. So will Mirja Landes „zukünftigen Innovationspartnern“ auch Lösungen für E-Commerce und Digitalisierung anbieten, Installationen digitalisieren und Neugründern spezielle Konzepte bieten. Fair, auf Augenhöhe und zukunftsorientiert. „Nur so kann Wärmewende gelingen“.

Nachtrag: auch die Balthasar-Neumann-Schule in Bruchsal ist an der neko interessiert und will das System künftig in den Lehrplan miteinbeziehen.

Wer mehr zu dem Thema wissen oder Kontakt aufnehmen möchte:

www.ekomo.de